In Zwischenräumen wachsen: Enya Burger

21.08. – 24.10.2025

Weiter geht es mit dem zweiten Beitrag im Rahmen des Programms »In Zwischenräumen wachsen«:

Ausgangspunkt des kuratorischen Konzepts ist eine Auseinandersetzung mit den ethisch-philosophischen Überlegungen des römischen Kaisers und Stoikers Marcus Aurelius (121–180 n. Chr.). In seinen Selbstbetrachtungen formulierte er ein Ideal innerer Haltung, das auf den vier Kardinaltugenden – Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung – beruht. Diese Tugenden, die sich in der platonischen Philosophie verankern und durch die christlich-abendländische Tradition fortgetragen wurden, sind nicht nur abstrakte Prinzipien, sondern finden sich bis heute im kulturellen Gedächtnis – etwa in der städtischen Ikonographie Triers, wie im Petrusbrunnen auf dem Hauptmarkt.

In Zwischenräumen wachsen greift dieses historische Erbe auf – jedoch nicht als Affirmation europäischer Moralgeschichte, sondern als Ausgangspunkt für eine kritische Relektüre aus zeitgenössischer, künstlerischer Perspektive. Vier internationale Künstler*innen interpretieren je eine der Kardinaltugenden neu, konfrontieren sie mit heutigen Realitäten und bringen sie in Bezug zu feministischen und dekolonialen Denkfiguren. Die künstlerischen Interventionen werden dabei nicht simultan, sondern staffelweise über den Projektzeitraum hinweg im öffentlichen Raum sichtbar – jede Eröffnung bildet eine eigene Etappe im Gesamtprozess.

Partizipierende Künstler*innen: Hussein Shikha, Enya Burger, Sina Hensel und Juyoung Paek

Im zweiten Teil blicken wir mit Enya Burgers Welcome to the Club (2022/25) auf die Tugend der Gerechtigkeit (iustitia). Die Arbeit empfängt Besucher*innen mit einem Schriftzug aus elektrischem Weidezaun: „Welcome to the Club“. Der freundliche Gruß kontrastiert scharf mit dem gefährlichen Material und dem begleitenden Impulsgeräusch eines Stromzauns, das eine latente Spannung erzeugt.

Der Ausdruck lässt sich doppeldeutig lesen – ironisch als Hinweis auf kollektive Betroffenheit („Willkommen im Club“) oder als Symbol gesellschaftlicher Exklusivität, in der Zugehörigkeit über Einschluss und Ausschluss definiert wird. Weiße, nahezu transparente Lettern erschweren die Lesbarkeit und verweisen so auf die oft unsichtbaren, aber wirkmächtigen Grenzziehungen einer weißen Mehrheitsgesellschaft.

Mitten zwischen drei Gerichtshöfen am Nikolaus-Koch-Platz verhandelt die Arbeit Gerechtigkeit nicht als abstrakten Idealwert, sondern als konkretes Spannungsfeld von Sichtbarkeit, Zugehörigkeit und Machtzugang. Durch ihre Platzierung im öffentlichen Raum tritt sie in einen direkten Dialog mit den Symbolen staatlicher Rechtsprechung und öffnet zugleich einen Raum für die kritische Auseinandersetzung mit struktureller Ausgrenzung.

Den vollständigen Ausstellungstext finden Sie hier: Ausstellungstext: Enya Burger

Im Rahmen des Kulturpogramms der Landesausstellung „Marc Aurel“ 2025
Gefördert von:
Die Open Art Trier 2025 wird veranstaltet von:

Die Arbeit von Enya Burger eröffnet am 21. August 2025 im Rahmen eines Künstler*innengesprächs am Nikolaus-Koch-Platz. Treffpunkt ist der Trebeta-Brunnen.

Moderiert wird das Gespräch von der Kuratorin Çağla Erdemir, das in entspannter Atmosphäre – bei einem Glas Wein – vertiefende Einblicke in das Werk und seine Kontexte eröffnet.

Enya Burger, Welcome to the Club, 2024 © Philipp von Rosen Galerie / Enya Burger

Über die Landesausstellung „Marc Aurel“ 2025

Der römische Kaiser und Philosoph Marc Aurel gilt als Inbegriff des guten Herrschers. Doch wie verlief das Leben des Mannes, dessen „Selbstbetrachtungen“ später zur Weltliteratur wurden? Wer war er, was prägte ihn und wie sieht das Idealbild einer guten Herrschaft aus? Nach den sensationellen Ausstellungserfolgen zu Konstantin dem Großen (2007), Nero (2016), Karl Marx (2018) und dem Untergang des Römischen Reiches (2022) lädt die UNESCO-Stadt Trier erneut zu einer fesselnden Landesausstellung ein: Die große Schau nimmt den römischen Kaiser Marc Aurel (121-180 n. Chr.) in den Blick.

Das Rheinische Landesmuseum Trier lädt zu einer Zeitreise in das Römische Reich des 2. Jahrhunderts ein und geht der Faszination um den Kaiser Marc Aurel auf den Grund. Die archäologische Ausstellung präsentiert mit wertvollen Spitzenexponaten einen chronologischen Gang durch das facettenreiche Leben und die Epoche des römischen Kaisers. Seine Lebenszeit ist gezeichnet von Gegensätzen: Während die langen Jahre als Thronfolger überwiegend friedlich waren, ist seine Regentschaft als Kaiser von erbitterten Kriegen geprägt. Vor allem aber seine Liebe zur Philosophie macht ihn zur Ausnahmeerscheinung der Antike und hebt ihn von anderen Herrschern seiner Zeit ab.

Regierende, Staatstheoretiker, Philosophen und Kunstschaffende beziehen sich seit Jahrhunderten auf Marc Aurel und seine
„Selbstbetrachtungen“. Ausgehend von dieser Rezeptionsgeschichte zeigt das Stadtmuseum Simeonstift anhand hochkarätiger Ausstellungsstücke, wie sich die künstlerischen Darstellungen von guter Regierung im Laufe der Geschichte gewandelt haben: Wann gilt eine Herrschaft als gut und gerecht? Welchen Widerhall finden diese Ideen in der Kunst? Die Gemälde, Skulpturen, Karikaturen und Medien aus acht Jahrhunderten beleuchten diese Frage als eine faszinierende Konstante der Menschheitsgeschichte mit großer Aktualität.

Aktuelle Informationen über die Landesausstellung und das Kulturprogramm finden Sie unter: www.marc-aurel-trier.de

Markt der Künste 2025

16.11.2025
11.00 Uhr

Luxembourg Art Week

23.11.2025
10.30 Uhr

Luxembourg Art Week

22.11.2025
10.30 Uhr

Luxembourg Art Week

21.11.2025
12.00 Uhr

Eröffnung Marc Theis – Sans limite

27.11.2025
18.00 Uhr

Lange Nacht der Kunst Trier 2025

06.12.2025
18.00 Uhr