Jaakov Blumas · mit dem souveränen Subjekt
Dass Malerei ist bis heute ein zentrales Medium visueller Kunst, zeigt die Ausstellung von Jaakov Blumas in der Kunsthalle Trier vom 9. September bis zum 3. Oktober 2021. Die Bildsprache des Künstlers ist elementar und hochkomplex zugleich, sie umfasst innovative Gestaltungen von großformatigen Leinwänden über Reliefs und plastische Objekte bis zu Installationen, die Prozesse unserer Wahrnehmung aktivieren.
Alle Werke sind von Malerei und Zeichnung, von Harmonien interferierender Farben und mehrdeutiger Formgestalten geprägt: Blumas balanciert Spannungen zwischen geometrischen Figuren und malerischen Farbwirkungen, zwischen wahrgenommenem Illusions- und Realraum gezielt aus, indem er Erkenntnisse der Gestalt- und Wahrnehmungspsychologie sowie Techniken der Op Art anwendet; Symmetrien und Kippfiguren prägen seine visuelle Sprache.
Linien fungieren hierbei als Grenzen zwischen abstrakten Elementen, als Konturen und Schraffuren, als Figuren auf sowie als Diskontinuen in der Fläche, als Streifen und im Laufe der Entwicklung auch als zentrale Bildgestalt. Die Streifen besitzen malerisches und lineares Potential mit immanenter Bewegungsdynamik – so wie das Kreismotiv zur Wellenbewegung transformiert, ergreifen die Linien Raum.
Die Komplexität der Bilder steigert sich von seriellen Motiven und Bildsegmenten zu kombinierten Bild- und Reliefserien – Figuren erhalten Plastizität und verselbständigen sich. Blumas präsentiert Mixed Media-Objekte mit gekrümmten Oberflächen in der für ihn typischen Farb-Ästhetik als Bodeninstallationen: Orchestrierungen wechselnder Farbbewegungen im Raum erlauben vielfältige Blick- und Standpunktwechsel.
In diesen plastischen Gestalten setzt sich der Dialog zwischen den Bildelementen fort; ihre Gruppierungsmöglichkeiten erweitern sich und initiieren einen souveränen Dialog mit dem Subjekt: Die Bilder und Objekte von Jaakov Blumas fordern eine aktive Rezeption, die den Fokus auf die Syntax der Bilder legt und so den Freiraum gibt, diese Kunstwerke auf immer wieder neue Weise wahrzunehmen.
Dr. Marina Linares, Kunsthistorikerin
Jaakov Blumas – Wanderungen und Zugehörigkeiten
Die Kunsthalle Trier zeigt vom 9. September bis 3. Oktober 2021 die Ausstellung „mit dem souveränen Subjekt“ des deutsch-litauischen Künstlers Jaakov Blumas. Die Einzelausstellung entstand aus Anlass des bundesweiten Themenjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.
Ein Edikt des römischen Kaisers Konstantin von 321 erwähnt erstmals eine jüdische Gemeinde in Köln und gilt damit als ältester Beleg jüdischen Lebens auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Im Festjahr 2021 werden die großen Leistungen jüdischer Bürgerinnen und Bürger sichtbar gemacht und die Bedeutung der jüdischen Kultur in Europa dargestellt.
In der bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts ist das Schaffen deutsch-jüdischer Künstlerinnen und Künstler wie Otto Freundlich, Hanns Ludwig Katz, Max Liebermann, Felix Nussbaum sowie Anita Rée und Charlotte Salomon zu nennen. Einen besonderen Einfluss auf die Kunst der Moderne hatten El Lissitzky und László Moholy-Nagy, die beide in Deutschland wirkten.
Mit der nationalsozialistischen Diktatur und den Schrecken des Zweiten Weltkrieges brach das kulturelle Leben 1945 gänzlich zusammen. Viele Künstlerinnen und Künstler jüdischen Glaubens flohen ins Exil, wurden vertrieben oder ermordet und nach dem Ende des Krieges kamen die meisten Emigrierten nicht wieder nach West- oder Ostdeutschland zurück.
Umso bemerkenswerter ist die Einwanderung jüdischer Künstler wie Jaakov Blumas, der 1981 sein Studium der freien Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg begann. Ein Wegbereiter, der aus der damaligen Sowjetunion die Grenze zwischen Ost und West überwand und Brücken zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel baute.
So stellt das künstlerische Werk Blumas, welches überwiegend in Hamburg entstanden ist, auch ein bedeutsames Zeichen der Zugehörigkeit dar und kann als Fortsetzung der jüdisch-christlichen Kulturgeschichte in die Gegenwart verstanden werden.
Es freut mich sehr, Jaakov Blumas in diesem Festjahr erstmals in Rheinland-Pfalz auszustellen. Mein besonderer Dank gilt zudem der Stadt Trier und der Kulturstiftung der Sparkasse Trier für die finanzielle Unterstützung der Ausstellung und der Publikation.
Simon Santschi, Leiter Europäische Kunstakademie
Wir danken der Stadt Trier und der Kulturstiftung der Sparkasse Trier
Video über Jaakov Blumas und seine Ausstellung in der Kunsthalle Trier, von Katrin Wolf (Regie/Text) und Stephan Eismann (Kamera/Schnitt), 2021.