25.03. – 25.04.2021

Die Medieninstallation Geschlossene Gesellschaft von Andrea Stahl bezieht die gesamte Kunsthalle Trier als große Projektionsfläche ein. Konzipiert sind raumbezogene Lichtarbeiten, Video- und Kamerainstallationen. Die Arbeiten sind bei Dunkelheit von außen zu sehen und erleuchten abends zwischen 19 und 22 Uhr das Akademiegelände. Die raumhohen Glasfronten der Kunsthalle werden im wahrsten Sinne des Wortes zu Schaufenstern, die einzelne Szenen zeigen und verschiedene Aspekte einer sich verändernden Gesellschaft aufgreifen.

Dabei bezieht sich der Titel nicht nur auf die aktuelle Situation mit eingeschränkt zugänglichen Räumen, sondern auf eine Grundstimmung einer Gesellschaft, bei der sich die Isolation des Individuums erhöht. Mit geschlossen ist auch die zunehmende Bedeutung von Grenzen und Abgrenzungen gemeint. Und so wird auch die Schließung der Kunsthalle ein Bestandteil der Arbeit, denn nicht nur der Zugang zum Gebäude ist nicht möglich, durch die Bemalung der Fensterscheiben wird auch der Einblick verwehrt. Diese Isolierung des Raums betont nochmals das Außen und Innen – das Ausgeschlossen und das Auf-sich-selbst-bezogen-Sein.

Andrea Stahl, Geschlossene Gesellschaft, 2021

Ausstellungsansichten

Ausstellungsvideos

Andrea Stahl über Ihre Rauminstallationen

„In meinen Videoinstallationen benutze ich alltägliche Gegenstände des öffentlichen Raumes wie Überwachungskameras, Monitore, Spiegel, Fensterglas etc.. Die Projektion vor Ort aufgenommener Bilder auf gemalte (Lein-)Wände transzendiert die vorgefundene Ausgangssituation. Es findet dabei eine Erweiterung in und durch den Raum statt, virtuelle Räume entstehen parallel zum Realraum. Der Raum wird als Ort, mit seinen Konnotationen, Erfahrungen und Festlegungen wahrgenommen und seine atmosphärische und spürbare Eigenheit reflektiert. Der Betrachter gerät in ein Netz visueller Beziehungen. Bestehende Gattungsgrenzen lösen sich auf, entwickeln sich zu einem eigenständigen Medium. Obwohl ich den Vorgang des Projizierens sichtbar mache, werden Malerei und Fotografie bzw. Videobild ununterscheidbar. Flüchtige Elemente verbinden sich mit der materiellen Präsenz des gemalten Bildes, sind in Abhängigkeit zu dem herrschenden Tageslicht nur schemenhaft zu erkennen, oder strahlen mit dem Einbrechen der Dunkelheit in der Brillanz eines Leuchtkastens. Natürliche Lichtverhältnisse werden zu einem aktiven Teil der Arbeit, machen die Dimension der Zeit sichtbar. Die Erforschung der Wechselwirkung von Raum- und Wirklichkeitserfahrung steht im Mittelpunkt meiner künstlerischen Arbeit. Meine Installationen setzen sich mit öffentlichem Raum, mit inneren und äußeren Räumen auseinander. Durch die Verdichtung von Bild, Licht, Raum und Zeit entstehen komplexe Rauminstallationen.“

 

Andrea Stahl über Ihre Arbeiten mit Licht

„Ich arbeite seit 1994 mit natürlichem und künstlichem Licht,– mit Sonnenlicht, Dia- und Videoprojektionen (zumeist auf Malerei) und inszenierten Lichträumen. Nahezu alle meine Arbeiten sind natürlichen Lichtverhältnissen ausgesetzt und verändern sich im Tagesverlauf mit der gegebenen Beleuchtungssituation. Die Dimension der Zeit wird dadurch anschaulich. Der Großteil meiner installativen Arbeit ist raum- und kontextbezogen. Meine Faszination für das Medium Licht entspringt je nach Beleuchtungsart ganz unterschiedlichen Quellen. Die Brillanz des Sonnenlichts in seiner ephemeren Erscheinung hat mich schon als Kind begeistert. Flüchtiges Schattenspiel, Aufscheinen und Verschwinden lässt Raum für Mutmaßungen, schärft den Blick für die subtile Präsenz des Flüchtigen. Sonnenlicht als Leuchtmittel ist nicht exakt steuerbar, impliziert Veränderung. Dadurch ist die Arbeit im Rahmen verschiedener Wahrscheinlichkeiten immer wieder anders wahrnehmbar.“

Künstlerischer Werdegang Andrea Stahl

1990 Studium der Bildenden Kunst, HdK Berlin, Malerei und multimediale Gestaltung bei K.-H. Hödicke und Katharina Sieverding

1997 Meisterschülerernennung

1999/2000 DAAD Stipendium, Los Angeles

2000 Arbeitsstipendium der Kunststiftung Baden- Württemberg

2001/2002 Platzgestaltung für BESSY II, Kunst-am-Bau, Berlin

2009 Kunst am Bau, Harald-Mellerowicz-Sporthalle, Berlin

2018 Kunst am Bau, Deutscher Bundestag, Schadowstr. 4, Berlin, 1. Preis Kommunikationszone 2. OG, Realisierung voraussichtlich 2023

2010-2018 Kommissionsmitglied für Kunst im öffentlichen Raum, bbk Berlin

 

Lebt und arbeitet in Berlin. Arbeitsbereiche: Kunst am Bau, multimediale Gestaltung, Malerei, Rauminstallation.

 

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

2018 Downtown, Kunsthalle Trier; 2017 espace des arts, Kunsthalle Trier; 2016 SelbstWildnis, Kunsthalle Trier; 2012 Nomadics, Supermarkt, Berlin; 2010 Six Days of New Media, Berlin, sightseer´s work, Bad Belzig, der bau, labor 1, Ludwigsburg; 2008 Bilder von Pferden, Stadtmuseum Oldenburg, im zeichen des bären, Galerie Tristesse deluxe, Berlin; 2007 Galerie Tristesse Deluxe, Berlin, üben für den ernstfall, Heavy Rotation, Uferpalast Berlin, Galerie Tristesse Deluxe, Berlin, Paint My House, IHZ Berlin; 2006 imitation of life, arttransponder, Berlin, Ballkünstler, Kunsthalle Trier, Nachspiel-Planspiel, Panzerhalle Potsdam; 2005 Wir arbeiten immer noch daran, nicht mehr zu arbeiten, Galerie der Künstler, München. Kleinplastik, Säulencenter, Berlin; 2003 Realitäten, Kunstverein Harburger Bahnhof, Hamburg; 2002 Abtei Altes Kloster, Freiburg, Stadtmuseum Renchen, Kunstverein Aalen; 2001 Styx/ Videokunst, Kunsthalle Trier, Junge Kunst; 2000, Kunsthalle Göppingen, blue box, Kunststiftung Baden-Württemberg, Stuttgart, Stadtmuseum im Spital, Crailsheim; 1999 Berlin Alexanderplatz, NGBK, Berlin, Foto Art, Kunsthalle Trier; 1998 Skulptur und Raum, Kunsthalle Trier, Schaukasten, Berlin. 1997 Nebenwege, Kunsthalle Trier; Künstliches Leben:// Mediengeschichten, Lichthaus Bremen, raum lassen, museumsakademie, Berlin; 1994 Startblock PM 2, Kunst- Werke, Berlin.

 

Ankäufe im öffentlichen Raum

1997 oligurie/anurie, Rauminstallation, Kunsthalle Trier

2002 teilchenbeschleuniger I und II, 2 Lichtinstallationen im Außenraum, BESSY II, Berlin

2009 bewegungsmelder, Bezirksamt Charlottenburg- Wilmersdorf

2018 freischwinger, 1. Preis, Kommunikationszone Schadowstraße 4, Deutscher Bundestag